Wir haben in den letzten Folgen einen groben Überblick über die Entwicklung des Menschen vom Homo rudolfensis, wie könnten wir ihn vergessen, bis zum Homo sapiens bekommen. Dieser ist mittlerweile in der Lage, an festen Orten und in größeren Gemeinschaften zu leben. Wir könnten es uns jetzt ein wenig schön machen und das Leben genießen, indem wir die Kunstfertigkeit unserer Vorfahren bei der Herstellung und Verzierung von Keramik betrachten oder - für die eher morbid Veranlagten - die jeweiligen Bestattungsriten im Einzelnen vorstellen. Ich verzichte bewusst darauf, Werken und Funeralistik waren in der Schule schon nicht meine Fächer. Du wirst also nichts über Linienband-, Stichband- und Schurbandkeramik lernen, nicht die Unterschiede zwischen der Trichterbecher- und der Glockenbecherkultur verstehen und die La-Hoguette-Kultur wird für uns genauso im Dunkeln bleiben wie die Ertebölle-Kultur. Wobei ein Blick auf die in Großgartach bei Heilbronn gefundenen Zipfelschalen und Bauchknickgefäße und insbesondere die südskandinavische Grübchenkeramik vielleicht doch ganz reizvoll gewesen wäre. Klingt zumindest nach guter Laune.
Kupfersteinzeit
Wir schauen lieber auf den technologischen Fortschritt, ohne damit sagen zu wollen, dass die sich ab 13.000 v. Chr. entwickelnde Fähigkeit, Keramik anzufertigen, kein großer Schritt für die Menschen war.
Nach Stein, Holz, Knochen, Leder bzw. Fellen und gebranntem Ton war Metall der nächste Werkstoff, der die Entwicklung nachhaltig beschleunigte.
Es begann mit Kupfer. In den Karpaten bei Rudna Glava in Serbien liegen die ältesten bekannten europäischen Kupferbergbaustätten. 30 bis zu 20 Meter lange und etwa 7.000 Jahre alte Schächte, die in einen Berg getrieben wurden, sind belegt. Im Gebiet des östlichen Kleinasiens und nördlichen Mesopotamiens, wo heute Türkei, Syrien, Irak und Iran ein gemeinsames Leben versuchen oder es gerade eben auch nicht tun, gibt es aus dieser Zeit ebenfalls wichtige chalkolithische Fundorte. Mit Chalkolithikum oder auch Äneolithikum wird dieses Zeitalter der Kupfersteinzeit bezeichnet. Der bekannte Ötzi, der vor etwa 5.250 Jahren vermutlich durch eine Pfeilattacke ermordet wurde, ist ein Vertreter dieser Epoche, er trug ein Kupferbeil mit sich.
Brennöfen für die Herstellung von Keramik waren seit etwa 8.000 Jahren bekannt. Mit diesen erreichten unsere Vorfahren jedoch noch nicht die erforderlich 1.083 °C, die Kupfer zum Schmelzen bringen. So wurde das Kupfer aus Kupfererzen im Holzkohlenfeuer herausgeschmolzen. Blasebälge halfen, auf die notwendige Temperatur zu kommen. Um 2200 v. Chr. also vor gut 4.000 Jahren erkannte man, dass eine Legierung von Arsen oder noch besser Zinn und Kupfer im Verhältnis 1:9 deutlich widerstandsfähigere Produkte ermöglichte. Die Bronzezeit konnte beginnen.
Bronzezeit
Bronze ist eine Legierung, die im Gegensatz zu Kupfer, Gold oder Silber nicht in der Natur vorkommt. Mit Bronze ließen sich deutlich härtere Waffen und Werkzeuge, neuerdings auch Schwerter, herstellen. Wie man auf diese geniale Legierung gekommen ist, muss im Dunkeln bleiben. Ausgehend von der naheliegenden Idee einer fortschreitenden Spezialisierung ist es halbwegs logisch, dass ein findiger Schmied beim Experimentieren die Augen und den Kopf offen genug hatte, um den Nutzen eines gewollten oder auch nur eines zufälligen Experiments zu erkennen.
Wir sind mit der Bronzezeit auch an der Schwelle der aus Schriftquellen nachvollziehbaren Geschichtsschreibung. Die Bronzezeit umfasst den Zeitraum von 2200 bis etwa 800 v. Chr., wobei auch hier in Palästina und Mesopotamien bereits ab 3300 v. Chr. erste Funde vorliegen, vornehmlich allerdings aus Kupfer-Arsen-Legierungen. Der älteste Fund einer Stannit-Kupfer-Legierung stammt aus Serbien und ist über 6.500 Jahre alt. Stannit ist ein zinnhaltiges Mineral, das Dir wahrscheinlich unter dem Namen Kassiterolamprit auch nicht bekannt ist. Der Mensch, der da am Werke war, war seiner Zeit also deutlich voraus. Aus Deutschland kennen wir aus dieser Zeit die etwa 4.000 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra.
Außerhalb von Mesopotamien und Ägypten entwickelten sich an unterschiedlichen Orten der Erde Kulturen. Auf Kreta war es die minoische Hochkultur, die Oxus-Kultur stammt aus der Karakum-Wüste in Turkmenistan, in Indien gab es die Indus- oder Harappa-Kultur und in China die Shang-Dynastie, von der auch erste Schriftfunde überliefert sind. Auch in Amerika konnte die Chimú-Kultur an der Pazifikküste im Norden von Peru Bronze herstellen, allerdings erst 3.500 Jahre später im 13. bis 15. Jahrhundert n. Chr. Das südlich der Sahara gelegene Afrika übersprang die Bronzezeit und ging gleich zur Eisenzeit über. Du erinnerst Dich an die Ausbreitung der Bantu mit der Eisenhacke. In Australien gab es bis zur Kolonisierung durch die Europäer keinerlei Metallverarbeitung.
Die Erfindung der Bronze befeuerte den kulturellen Fortschritt. Ein paar dieser Entwicklungen sollten wir uns ansehen.
Während es schon Kupfer nicht an jeder Ecke gab, war Zinn nur sehr vereinzelt zu finden. Das in der Levante genutzte Zinn stammte dabei wesentlich aus europäischen Lagerstätten, von denen die meisten blöderweise nicht im östlichen Mittelmeerraum liegen. Sie finden sich in Cornwall, in der Bretagne, im Nordwesten Spaniens und an der Rhône. Auch im Westen des Himalaya und weiter westlich im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und dem Iran existieren größere Vorkommen. Jetzt gebrauchte es Metallurgen, die das Zinn abbauen und aus dem Erz ausschmelzen konnten, und jetzt gebrauchte es eine Handelskette, die das Zinn in die Gegenden brachte, wo man Bronze fertigen konnte, wo also auch Kupfer verfügbar war. Menschen, die in der Lage waren, ein solches Beziehungsgeflecht zu erkennen, aufzubauen und zu organisieren, waren im Vorteil. Dass dies auch über große Strecken gelang, beweisen Funde aus einem um 1320 v. Chr. vor der Südwestküste der heutigen Türkei gesunkenen Schiffes, dass zehn Tonnen Kupfer und eine Tonne Zinn geladen hatte. Durch Analyse der Isotopen dieses Zinns konnte nachgewiesen werden, dass zwei Drittel aus dem nahegelegenen Taurus-Gebirge stammten, ein Drittel aber aus Lagerstätten aus dem heutigen Tadschikistan und Usbekistan. Der Eigner des Schiffes wird vielleicht bei dem Unglück mit untergegangen sein. Der Handelsherr, dem die Kupfer- und Zinnbarren gehört haben, wird sich das vielleicht gewünscht haben, als die Post die nächsten Rechnungen brachte.
Metallbarren waren eine gute Möglichkeit, leicht transportablen Reichtum aufzubauen - mit dem Risiko, ihn auch schnell verlieren zu können. Mit Landbesitz und auch Tierherden war dies deutlich schwieriger. Es entwickelte sich eine immer weitergehende soziale Differenzierung, anders ausgedrückt Herrschaftsstrukturen, aus denen sich Verwaltungen – der Besitz musste dokumentiert und gesichert werden – und letztlich Staaten entwickelten. Das zentrale Ausdrucksmittel dieser Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen war die Schrift.
Schrift
Erste Symbole, die einige Forscher als Schrift bezeichnen, finden sich in Henan im Osten Mittelchinas und stammen aus der Zeit um 6600 v. Chr. Es handelt sich um elf unterschiedliche Zeichen, die auf in 24 Gräbern gefundenen Schildkrötenpanzern eingeritzt worden sind. Die Frage, ob diese Jiahu-Schrift wirklich eine Schrift ist, ist bislang nicht beantwortet. Merkwürdig ist auf jeden Fall, dass die nächstjüngeren bekannten chinesischen Schriftzeichen erst 5.000 Jahre später auftauchen. Da einer der ältesten Nachweise über Alkoholgenuss auch aus Jiahu stammt, könnten phantasievolle Menschen auf einen Zusammenhang schließen zwischen Getränken, die man aus Wein, Reis, Honig und Pilzkulturen hergestellt hat, und dem Anfertigen merkwürdiger, unverständlicher Zeichen. Die Rückstände von Ephedrin, Atropin und Scopolamin, die man in 3.000 Jahre alten Haaren gefunden hat, die sich in menorcinischen Gräbern erhalten haben, zeigen, dass unsere Vorfahren den hallizugenen Stoffen durchaus zugetan waren. Den Hang, das Leben mit der Einnahme von derartigen Nahrungsergänzungsmitteln zu erleichtern, hat sich ja bis heute gehalten. Und es ist durchaus nachvollziehbar, dass man nach erfolgter Ausnüchterung die Bedeutung dessen, was am Vorabend geschrieben wurde, nicht mehr eindeutig rekonstruieren kann.
Auch die aus der Zeit von 5300 bis 2500 v. Chr. stammenden Vinča-Symbole aus Südosteuropa, die sich auf Keramik und Figuren finden, sind wohl keine Schriftzeichen, vielleicht rituelle Symbole und somit allenfalls eine Vorstufe zu einer Schrift. Die mitunter verwendete Bezeichnung »Donauschrift« wäre somit etwas angeberisch. Insofern bleiben wir dabei, dass die ersten wirklich wirksam eingesetzten Schriftsysteme ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im Bereich des Fruchtbaren Halbmonds entstanden sind. Auslöser war wie gesagt die notwendige Organisation eines immer komplexer werdenden Wirtschafts- und Gesellschaftslebens. Platt gesagt: Ohne die Buchführung gäbe es keine Schrift, und Homer, Sappho, Shakespeare, Cervantes, Goethe, Balzac, Austen, Tolstoi, sie wären alle vergessen. Grüße also Deine Kollegen aus der Buchhaltung künftig mit etwas mehr Respekt.
Begonnen hat es mit Zählsteinen, mit denen die Rechenaufgaben des Alltags bewältigt wurden. Zur Dokumentation der Ergebnisse wurden diese mit Griffeln in Tontafeln geritzt. Man zog auf diesen senkrechte und waagerechte Linien und füllte die so entstandenen Felder mit Symbolen. Diese bekamen bald auch eine transformatorische Bedeutung, ein gemalter Fuß hieß nicht nur »Fuß«, sondern bedeutete auch »Gehen«, »Stehen« oder »Bringen«. Mit der Zeit wurden die Zeichen auch kombiniert, aus der Zusammenführung der Symbole für »Mund« und »Brot« wurde die Abbildung des Begriffes »Essen«. Die piktographische Schrift war erfunden.
Die Entwicklung ging nun in unterschiedliche Richtungen. Die Hieroglyphen-Schrift blieb bei eher bildhaften Symbolen, wobei ein Zeichen sowohl einem einzelnen Laut oder einem ganzen Wort entsprechen konnte. Aus den Hieroglyphen entwickelten sich im Alltag schon rein aus Praktikabilitätsgründen eine abstraktere Schriftart. Die mit Silben arbeitende Keilschrift des ersten Jahrtausends v. Chr. hat kaum noch Ähnlichkeit mit den bildgetragenen Vorläufern. Inhaltlich wurden sprachlich gleichlautende Wörter mit unterschiedlicher Bedeutung irgendwann auch nur durch ein Zeichen dargestellt, die konkrete Bedeutung der Schriftzeichen nahm ab, die Lautschrift entwickelte sich, wobei der Übergang fließend war. Silben-, Wort- und Lautsymbole wurden gleichzeitig eingesetzt. In dieser Zeit war das Beherrschen der Schrift eine wertvolle Fähigkeit. »Werde Schreiber, dann bleiben deine Glieder glatt und deine Hände zart und du wirst niemals arm werden«, wussten die alten Ägypter. Allerdings ist auch nachgewiesen, dass Schreiber unter berufsbedingten Krankheiten litten. Durch die gebeugte Sitzposition entwickelten sich degenerative Veränderungen an Wirbelsäule, Knien, Schulter und Handgelenken. Auch der Kiefer war betroffen, da die als Schreibgerät verwendeten Binsen an ihrem Ende zunächst zu einem bürstenförmigen Pinsel zurechtgekaut werden mussten. Da diese dann nicht lange hielten, wurde anscheinend viel gekaut.
In Mesopotamien, wo diese Entwicklung ja zuerst stattfand, wurde zunächst sumerisch (bis zum Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr.), dann akkadisch (bis etwa in die Zeit Alexanders und seiner Nachfolger, der Seleukiden) und dann aramäisch gesprochen. Dabei waren es durchaus sehr fließende Übergänge. Das Sumerische blieb noch lange die Sprache der Gebildeten in der Literatur und das Aramäische wurde bereits zu Beginn des 1. Jahrtausends gesprochen. Für die Schrift bestand nun die Notwendigkeit, mehrere Sprachen abbilden zu können. Dies war der entscheidende Durchbruch für die reine Lautschrift. Die Aramäer brachten dann Papyrus und Pergament mit, sodass die Zeit der Tontafeln langsam ihrem Ende entgegenging – vielleicht zum Bedauern heutiger Archäologen. So haben wir Glück, dass die Grundregel »Wenn Du Bier getrunken hast, prozessiere nicht!« erhalten geblieben ist. Vieles andere, was uns vor Fehlern bewahren könnte, wird verloren gegangen sein. Schade an sich.
Das erste bekannte Alphabet entstand zwischen 1800 und 1500 v. Chr. in Ugarit an der syrischen Küste. Aus der Inschrift eines in Lachish, 25 Kilometer westlich von Hebron, gefundenen Kamms wissen wir, dass ein solches »modernes« Alphabet bereits vor 3700 Jahren auch im Alltag genutzt wurde. „Möge dieser Stoßzahn Läuse in Haar und Bart ausrotten“ lautet der Spruch. Wir hoffen, es hat genützt. Bei diesem »levantinischen« Alphabet haben wir den Ausgangspunkt des späteren phönizischen und damit auch unseres Alphabets vor uns. Wir sollten den Ugaritern großes Lob zollen. Der Schritt, sämtliche Wörter und Begriffe aus einem Set von wenigen Zeichen bilden zu können, war eine der wichtigen Voraussetzungen für die Entwicklung Europas und des Westens. Durch eine leicht erlernbare Schrift war Bildung und Zugang zu Wissen sehr viel einfacher zu erlangen.
Einen anderen Weg gingen die Chinesen, die bei einer sehr bildhaften Darstellung für Begriffe geblieben sind. Die Möglichkeit, einzelne Laute über Buchstaben darzustellen, kennen sie nicht. So müssen wir nur etwa drei Dutzend Zeichen lernen, die chinesische Schrift umfasst mehrere tausend unterschiedliche Symbole. Es gelang aber, über eine einheitliche Schrift, die vielen unterschiedlichen Formen des Chinesischen zusammenzufassen und somit einen relativ homogenen Kulturraum zu erhalten.
Neben der alphabetischen Schrift, wo ein Zeichen für ein Laut steht, steht dieses in einer Silbenschrift wie der Stenographie für Silben oder ganze Wörter und in der Konsonantenschrift, wie sie im Arabischen genutzt wird, überraschenderweise für einen Konsonanten. Heute verwenden wir auf der Erde viele unterschiedliche Schriftsysteme. Etwa 30 davon werden von mehr als 5 Millionen Menschen genutzt, die lateinische Schrift ist die weltweit verbreitetste, ein Nachhall der Kolonialgeschichte.
Eisenzeit
Bevor wir jetzt schauen, was die Buchhalter mit dieser grandiosen Erfindung gemacht haben, und uns den unterschiedlichen Staaten und ihren Entwicklungen zuwenden, wollen wir die Entwicklung des Menschen mit der Eisenzeit abschließen. Dann haben wir alle Entwicklungen und Voraussetzungen eingesammelt und können uns getrost auf den Weg durch die letzten 5.000 Jahre machen.
Eisen haben wir den Hethitern zu verdanken, die etwa um 1500 v. Chr. dieses Metall als Werkstoff entdeckten. Im Gegensatz zu Bronze ist es keine Legierung, im Gegensatz zu Kupfer, Silber oder Gold kommt es aber in der Natur nicht in reiner Form vor, sondern muss aus Erzen erschmolzen werden. Hierzu werden Temperaturen von mindestens 1.538 °C benötigt, also deutlich höhere als zur Kupferschmelze. Für das Trennen von Eisen und Schlacke reichten jedoch Temperaturen von 1.200 bis 1.300 °C aus, wobei dann die verflüssigte Schlacke aus dem Ofen herausrinnen konnte. Das verbliebene Eisen wurde dann geschmiedet, Eisenguss war hingegen wohl erst ab etwa 700 v. Chr. bekannt.
Wie immer verlief auch der Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit langsam und überlappend und je nach Region in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Eisenerzlagerstätten hatten plötzlich einen deutlichen Standortvorteil. Handelsrouten veränderten sich. Auch wenn der Einfluss von Zinn, Kupfer und Eisen groß war, es gab weitere Produkte, für die ein überregionaler Handel nachgewiesen werden kann. Das gilt beispielsweise auch für Straußeneier. Für die musste man nicht nach Australien reisen, sie stammten aus Nordafrika und dem Nahen Osten und waren kunstvoll bearbeitet als Schmuckgegenstände begehrt.
Viel bedeutender war für die Menschen sicherlich der Salzhandel. Salz wurde nicht nur zur Konservierung von Lebensmitteln eingesetzt, sondern fand auch Verwendung in der Metallurgie oder war schlicht ein Wertmesser. In bedeutenden Salzabbaugebieten wie etwa in Hallstatt, nicht überraschend im Salzkammergut gelegen, finden sich zahlreiche Prunkobjekte, die vom Reichtum dieser Orte erzählen.
Für Europa wird zwischen der älteren Eisenzeit, also der Phase zwischen 800 bis 450 v. Chr., die man auch als Hallstattzeit bezeichnet, und der jüngeren Eisenzeit unterschieden. Letztere reicht etwa bis zur Zeitenwende und ist nach einem Fundort am Nordende des Neuenburger Sees in der Schweiz als La-Tène-Zeit benannt. In Indien lässt sich bereits erstaunlich früh ab dem 13. Jahrhundert v. Chr. Eisenverhüttung nachweisen. China war – wie Europa – deutlich später unterwegs. Zum Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. gibt es nachgewiesene Eisenverarbeitung, die sich in Folge nach Korea und Japan ausbreitete. Ägypten profitierte von der Entwicklung im Fruchtbaren Halbmond. Südlich der Sahara scheint es erst in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. eine eigene Entwicklung der Eisenherstellung gegeben haben. Amerika musste auf die Europäer warten.
Die Eisenzeit reicht also deutlich in die Jahrhunderte hinein, die wir aus der klassischen Geschichtsschreibung kennen. Und mit dieser wollen wir uns nun im Weiteren auch beschäftigen. Wir beginnen das nächste Mal notwendigerweise mit den ersten Hochkulturen, die im Fruchtbaren Halbmond in Mesopotamien entstanden sind.
Wesentliche Gründe für die Vorreiterrolle dieser Weltgegend haben wir kennengelernt, einen wollen wir noch ergänzen.
Schaut man sich die Orte auf der Erde an, an denen sich Hochkulturen entwickelt haben, dann haben diese fast alle eine Gemeinsamkeit. Sie liegen mit wenigen Ausnahmen alle an den Grenzen von tektonischen Erdplatten. Dies verwundert auf den ersten Blick, da es sich ja um Gebiete mit starker Erdbebengefahr und hohem Vulkanismus handelt. Durch den Zusammenstoß der Platten falten sich Gebirge auf, wobei Teile der Erdkruste nach unten gedrückt werden. In den auf diese Weise entstehenden Vorgebirgsbecken sammeln sich ausgewaschene Sedimente, die mit der Zeit zu sehr fruchtbaren Böden führen. Auch die chinesische und ägyptische Kultur, die nicht unmittelbar an einer solchen Plattengrenze liegen, profitieren über den Nil bzw. den Jangteskiang und den Huang He von diesem Effekt, da deren Quellgebiete an solchen Bruchkanten liegen.
Schauen wir also, was die Menschen aus Bronze, Schrift, Eisen und Sedimenten so alles machten.