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(76) Pompeius räumt auf

Nach Sullas Rückzug blieb es unruhig im Römischen Reich. Fünf Krisenherde beschäftigten die Römer: (1) der Sklavenaufstand des Spartacus (gest. 71 v. Chr.), (2) die Usurpation des Sertorius (123 bis 72 v. Chr.), (3) das Piratenunwesen im Mittelmeer, (4) der altbekannte Unruhestifter Mithridates VI. und (5) das Reich der Parther im Osten. Gnaeus Pompeius, bislang Gefolgsmann Sullas, war wesentlich an deren Bereinigung beteiligt und zu dieser Zeit der wichtigste Mann im Römischen Reich.

 

Spartacus-Aufstand

Auf Sizilien hatte es in den vergangenen Jahrzehnten bereits zwei große Sklavenaufstände gegeben (136 bis 132 v. Chr. und von 104 bis 101 v. Chr.), die nur mit viel Kraft niedergeschlagen werden konnten. Die bekannteste und wirkungsvollste Erhebung war die Rebellion des wohl aus Thrakien stammenden Gladiators Spartacus. Er floh im Jahr 73 v. Chr. mit etwa 70 anderen Gladiatoren aus einer Sklavenschule in Capua und fing an, Anhänger um sich zu scharen. Viele Sklaven aus den umliegenden Landgütern, aber auch verarmte Freie strömten in sein stetig wachsendes Heer. Es sollen bis zu 200.000 Menschen gewesen sein, die er dann nach Norden führte. Ursprüngliches Ziel der Sklaven war es wohl, in ihre Heimat, vornehmlich in Gallien und Thrakien, zurückzukehren.

 

Es wird Dich nicht überraschen, dass die ersten Versuche Roms, diesen Aufstand niederzuschlagen, scheiterten. Am Fuße des Vesuv schlug Spartacus mit seinem Sklavenheer die Konsuln Gnaeus Cornelius Lentulus Clodianus (geb. um 114 v. Chr., amt. 72 v. Chr.) und Lucius Gellius Publicola (amt. 72 v. Chr.). Auch gegen den Prokonsul Gaius Cassius Longinus (amt. 73 v. Chr.) blieb er in der Nähe des heutigen Modena siegreich. Schließlich unterlag er im Jahr 71 v. Chr. aber doch Marcus Licinius Crassus, den wir schon als Feuerwehrhauptmann und reichsten Mann Roms kennengelernt haben. In dieser Schlacht sollen 60.000 Sklaven einschließlich Spartacus selbst umgekommen sein, 6.000 Überlebende wurden entlang der Via Appia von Rom nach Capua gekreuzigt. Die letzten Reste des Heeres machte Pompeius nieder. Warum Spartacus nicht von Modena aus weiter gen Norden zog, was er wahrscheinlich eher unbehelligt hätte tun können, sondern sich zurück nach Süden wandte, erschließt sich aus heutiger Sicht schwer. Vielleicht hatten Teile von Crassus‘ Armee ihm den Weg versperrt. Oder die Sklaven waren ob ihrer Erfolge übermütig geworden und wollten weitere Siege und mehr Beute. Die Weisheit, dass Gier Verstand schlägt, galt ja auch damals.

 

Das Reich des Sertorius

Pompeius konnte in den Spartacus-Aufstand nur ganz am Ende eingreifen, da er in Spanien zu tun hatte. Dort war im Jahr 83 v. Chr. mit Quintus Sertorius (123 bis 72 v. Chr.) ein Anhänger des Marius und Gegner Sullas Statthalter in der Provinz Hispania citerior geworden. Nach Sullas Machtübernahme schicke dieser Truppen unter Führung von Gaius Annius Luscus (um 80 v. Chr.), um Sertorius zu vertreiben. Der zog sich erst einmal freiwillig nach Mauretanien zurück, blieb dort aber nicht lange. Mit Unterstützung des Volkes der Lusitanier, die sich von Sullas Truppen ausgebeutet fühlten und in Sertorius einen willkommenen Bundesgenossen sahen, konnte er jedoch die Initiative zurückgewinnen und auf der iberischen Halbinsel einen von Rom unabhängigen Herrschaftsbereich etablieren.

 

Im Jahr 77 v. Chr. erhielt Sertorius Verstärkung durch Marcus Peperna (gest. 72 v. Chr.), der die restlichen Truppen des Lepidus mitbrachte, welcher ja nach seinem vergeblichen Versuch, mit einem Feldzug Sullas Reformen rückgängig zu machen, nach Sardinien geflohen war. Eigentlich hatte Peperna vor, in Spanien auf eigene Rechnung zu kämpfen, wurde aber von seinen Soldaten gezwungen, ein Bündnis mit Sertorius zu schließen. Dieser Druck seitens der Legionäre entstand wesentlich auch durch die Meldung, dass Pompeius mit einem Heer die Pyrenäen überschritten habe. Peperna und Sertorius schafften es aber nicht, sich zu einer gemeinsamen Strategie zu verständigen, was dann bitter für beide endete. 

 

In der Folge kam es zu vielen Schlachten, die häufig nicht glücklich für Peperna ausgingen, während Sertorius das ein oder andere Mal Pompeius besiegen konnte. Nach drei Jahren anhaltender Kämpfe wurden die Soldaten dünnhäutiger. Sertorius war nicht mehr der unangefochtene Führer, da ihm der entscheidende Schlag gegen Pompeius nicht gelang. Immer nur in der Defensive zu agieren, ist für die Motivation nicht gut. Viel Beute, um die Soldaten ruhig zu stellen, konnte man in der eigenen Provinz auch nicht machen. Peperna nutzte diese Stimmung und erhob sich zum Anführer einer Verschwörung gegen seinen Verbündeten. 72 v. Chr. wurde Sertorius ermordet. Das war nicht nur sein Untergang, sondern auch der seines Reiches. Viele Soldaten waren bei aller Unzufriedenheit von Pepernas Tat angewidert und liefen zu Pompeius über. Nun war es ein Leichtes, Peperna mit seinen restlichen Truppen zu besiegen, zumal dieser ja nicht der begnadetste Heerführer war, wie sich in vielen Schlachten dieses Krieges bereits gezeigt hatte.

 

Nach seiner Rückkehr nach Italien konnte Pompeius dann das Ende des Sklavenaufstandes mehr beobachten, als daran teilnehmen, ein paar versprengte Reste der Spartacus-Armee fielen ihm noch zum Opfer. Mit Pompeius, dem Sieger in Spanien, und Crassus, dem Sieger gegen Spartacus, wurden im Jahr 70 v. Chr. zwei erfolgreiche Männer zum Konsul gewählt. Sie sorgten dann unter anderem dafür, dass die von Sulla eingeschränkten Rechte der Volkstribune wieder restituiert wurden.

 

Aus Piraten werden Siedler

67 v. Chr. steigerte sich der Ruhm von Pompeius noch einmal dadurch, dass es ihm sehr schnell gelang, das Piratenunwesen, das im Mittelmeer überhandgenommen hatte, auszurotten. Er verhielt sich dabei insofern auch geschickt, als er den besiegten Seeräubern eine Perspektive bot, indem er sie in Süditalien, Griechenland und Kilikien ansiedelte und ihnen so eine vernünftige Lebensperspektive bot. Sein nächster Auftrag war, sich mal um Mithridates VI. zu kümmern. Du erinnerst diesen König von Pontos sicherlich noch, mit dem Sulla, um sich endlich um Rom kümmern zu können, einen sehr milden Frieden nach dem Ersten Mithridatischen Krieg geschlossen hatte.

 

Der Dritte Mithridatische Krieg

Über den Ersten Mithridatischen Krieg haben wir ausführlich gesprochen. Den zweiten überschlagen wir, es handelte sich um eigenmächtige Angriffe des Legaten Lucius Licinius Murena (etwa 110 bis 80 v. Chr.), der zwischen 83 und 81 v. Chr. mehrfach in das Reich von Mithridates einfiel. Dieser schlug erst zurück, nachdem er sich zwei Mal in Rom beschwert hatte und Murena entsprechende Weisungen aus der Hauptstadt, sich zurückzuhalten, ignoriert hatte. Den Sieg, den Mithridates dann schnell errang, nutzte er, seinen Einfluss im südlich von Pontos gelegenen Kappadokien auszuweiten.

 

Trotz seines vorsichtigen Umgangs mit Rom stand Mithridates VI. von Pontos grundsätzlich auf der Seite der Gegner des Römischen Reiches. Dies wird an seinem Pakt mit Sertorius deutlich, den er vor allem mit Schiffen unterstützte. Im Gegenzug bekam er Militärberater, die ihm halfen, seine Armee nach römischem Vorbild zu reorganisieren und schlagkräftiger zu machen.

 

Schwung kam in die Sache, als Ende 75 oder Anfang 74 v. Chr. Nikomedes IV. von Bithynien ohne Thronfolger starb und sein Reich – nach dem Vorbild von Attalos III. von Pergamon sechzig Jahre zuvor – Rom vermachte. Mithridates besetzte daraufhin den östlichen Teil des zwischen beiden Ländern liegenden Paphlagonien. Das war nach dem Testament des Nikomedes nun römisches Gebiet. Der Krieg stand vor der Tür und die Tür war weit geöffnet.

Auf römischer Seite hießen die Kombattanten zunächst Lucullus und Cotta. Lucius Licinius Lucullus sicherte sich im Jahr 73 v. Chr. als Prokonsul die Statthalterschaft von Kilikien. Er hatte schon unter Sulla gegen Mithridates gekämpft und seinerzeit als Flottenchef Fimbria, dem Gegner Sullas, die Unterstützung verweigert. Sein Amtskollege Marcus Aurelius Cotta (amt. 74 v. Chr.) bekam die nach Nikomedes‘ Tod neu eingerichtete Provinz Bithynia zur Verwaltung. Beide hofften auf Siege gegen Mithridates und entsprechende Beute und Ruhm.

 

Mithridates zählte eins und eins zusammen. Er sah, was Rom vorbereitet hatte, beispielsweise die fünf Legionen unter dem Kommando des Lucullus, und griff an. Ein Teil seines Heeres zog, fast könnte man sagen wie üblich, nach Kappadokien und vertrieb ein weiteres Mal Ariobarzanes. Der hatte mittlerweile sicherlich immer einen gepackten Koffer neben seinem Thron stehen. Das Hauptheer des pontischen Königs zog nach Westen, eroberte schnell Bithynien, schlug Cottas Armee bei Kalchedon am südlichen Ausgang des Bosporus und zog weiter, um Kyzikos, eine Hafenstadt am Marmarameer, einzunehmen.

 

Der Plan, den er hatte, wendete sich dann aber gegen ihn. Bald war er nicht mehr der Belagernde, sondern der Belagerte, da Lucullus mit seinem starken Heer von Süden kommend, die pontischen Truppen einkesselte. Mithridates konnte gerade noch entkommen, seine Truppen wurden weitgehend aufgerieben. Er bat nun seinen Schwiegersohn, Tigranes II. von Armenien um Unterstützung. Lucullus Legionen machten sich währenddessen ans Aufräumen und zogen, Stadt für Stadt zurückerobernd, nach Osten. Im Frühjahr 71 v. Chr. gelang Lucullus der Einbruch nach Pontos. Er konnte Amisos, das heutige Samsun, erobern, kam weiter bis nach Kabeira, wo ihm Mithridates wiederum nur knapp entwischte. Die Legionäre waren mehr an Beute als an dem König interessiert und kümmerten sich nicht um die Verfolgung.

 

Mithridates floh nun selbst nach Armenien, wo ihn sein Schwiegersohn aber erst einmal internierte und für anderthalb Jahre bis zum Frühjahr 69 v. Chr. gefangen hielt. Tigranes II. war ein durchaus erfolgreicher Machtpolitiker, der seinen Schwiegervater sicherlich gerne als Faustpfand bei zu erwartenden Konflikten mit Rom nutzen wollte. Er hatte das armenische Reich Stück für Stück erweitert und sich dabei auch wesentliche Teile des auseinanderfallenden Seleukidenreiches einverleibt. Syrien, Phönizien, das nördliche Zweistromland, Medien bis ans Kaspische Meer gehörten zu seinem Herrschaftsgebiet. Schon ein ordentliches Stück Land. 

 

Lucullus hatte derweil das ganze pontische Reich erobert. Zudem war Machares (gest. 65 v. Chr.), ein Sohn des Mithridates, der über die pontischen Besitzungen auf der Krim und an der Nordküste des Schwarzen Meeres herrschte, von seinem Vater abgefallen und hatte sich und sein Reich mit Rom verbündet. Lucullus sah sich damit definitiv als Sieger und schickte diese Nachricht umgehend nach Rom, wohl wissend, dass für den endgültigen Sieg noch die Person des Königs, also von Mithridates VI., fehlte. Der war noch in Obhut bei Tigranes, welcher die Forderungen der Römer nach Auslieferung ablehnte, da ihm dafür keine Gegenleistung - etwa eine Garantie seiner Unabhängigkeit - geboten wurde.

 

Also zog Lucullus mit seinen Truppen nach Armenien, um auch den letzten Punkt in dieser Auseinandersetzung zu machen. Er überschritt als erster römischer Feldherr den Euphrat und konnte Tigranes trotz dessen deutlicher numerischer Überlegenheit am 7. Oktober 69 v. Chr. bei der nach dem armenischen König benannten Hauptstadt Tigranokerta, östlich des Tigris gelegen, besiegen. Dann kam der Winter. Auch im nächsten Jahr gelang es Lucullus nicht, Zugriff auf Mithridates zu bekommen. Er versuchte, das armenische Reich durch diplomatische Aktionen zu destabilisieren, indem er etwa die Herrscher der von Tigranes unterworfenen parthischen Teilkönigreiche umgarnte. Das klappte alles nicht wirklich, im Gegenteil. Im Herbst wurde es schnell kalt, seine Soldaten begannen zu meutern. Er zog also in den hoffentlich wärmeren Süden und konnte dort immerhin die Stadt Nisibis, südöstlich des heutigen Diyarbakir an der türkisch-syrischen Grenze, einnehmen. Es gelang ihm jedoch nicht, Tigranes zu stellen, der aus Schaden klug geworden jede direkte Konfrontation vermied und sich mit Angriffen auf Versorgungswege begnügte.

 

Dagegen machte sich nun Mithridates auf, sein eigenes Reich zurückzuerobern. Dies gelang ihm ausnehmend gut. Die von Rom entsandten Statthalter und Befehlshaber waren nicht in der Lage, ihn zu stoppen. Bei Zela wurde das römische Heer fast vollständig vernichtet. Gaius Valerius Triarius (gest. 45 v. Chr.) hieß der unglückliche römische Legat, der die Truppen befehligte. Als eine römische Delegation eintraf, um nach der Siegesmeldung von Lucullus nun die neue Provinz Pontus aus der Taufe zu heben, mussten sie feststellen, dass diese nahezu vollkommen in Feindeshand war. Lucullus war damit endgültig auf dem Abstellgleis und verlor den Oberbefehl über sein Heer.

 

Nun kam die Stunde von Pompeius. 66 v. Chr. wurde ihm der Oberbefehl über die gesamten Truppen und Provinzen in Kleinasien übertragen. Im Kampf gegen Mithridates und Tigranes organisierte er einen Zweifrontenkrieg, wobei ihm gelang, woran Lucullus noch gescheitert war. Er überredete den parthischen Herrscher Phraates III. (gest. 57 v. Chr., reg. 69 bis 57 v. Chr.), Armenien anzugreifen. Zwar konnte Tigranes diesen Angriff im Osten abwehren, ihm fehlte dadurch aber die Kraft, Mithridates im Westen zu helfen.

 

Der musste sich immer weiter zurückziehen, sein Heer wurde schließlich bei der heutigen Stadt Suşehri östlich von Sivas ganz aufgerieben. Er zog sich in einer abenteuerlichen Flucht mit nur wenigen Freunden an die Ostküste des Schwarzen Meeres zurück. In diesen letzten Zufluchtsort begleitete ihn auch seine Geliebte Hypsikrateia (gest. um 63 v. Chr.), eine starke Frau, die sich in Haltung und Aussehen sehr männlich gab. Pompeius sah Mithridates als geschlagen an und kümmerte sich nun um den viel stärkeren Tigranes. Der sah schnell ein, dass er keine Chance hatte, und unterwarf sich noch 66 v. Chr., indem er Pompeius sein Königsdiadem zu Füßen legte. Für Tigranes war dies eine Flucht nach vorne, hatte sich doch sein gleichnamiger Sohn (gest. nach 65 v. Chr.) mit den Parthern verbunden und war mit seinem Schwiegervater Phraates gegen das Reich seines Vaters gezogen. Der Angriff konnte wie gesehen zwar abgewehrt werden, die Gefahr blieb jedoch. Da kam ein Bündnis mit Rom gerade recht. Die Frontlinien waren extrem volatil in diesen Zeiten, hatte doch der Sohn die Römer bis kurz vor die armenische Hauptstadt Artaxata geführt.

 

Pompeius organisiert den Osten

Pompeius hatte nun die Wahl, ob er Vater oder Sohn Tigranes zum Partner machen sollte. Er entschied sich für den Vater, der sein Reich im Wesentlichen behalten sollte, wobei er auf Eroberungen in Kilikien und Syrien verzichten musste. Sohnemann sollte eine kleine Herrschaft, Sophene am Oberlauf zwischen Euphrat und Tigris, bekommen. Der hatte sich das alles ganz anders vorgestellt und reagierte so wütend, dass Pompeius ihn kurzerhand festnehmen ließ. Später führte er ihn mit seiner gesamten Familie im Triumphzug durch Rom.

 

Mit dieser Entscheidung stellte Pompeius entscheidende Weichen, wahrscheinlich ohne, dass er sich darüber vollumfänglich bewusst war. Er ließ Armenien bestehen, um einen Pufferstaat unter römischer Kontrolle gegenüber den Parthern zu erhalten, die sich zunehmend zu einem Großreich und Rivalen Roms entwickelten. Parthische Vasallenstaaten fühlten bei Pompeius vor, ob er sie nicht in ähnliche Manier als Freund und Verbündeten Roms aufnehmen könne. Das mag ein wenig nach dem Lehrsatz klingen, dass die Kirschen in Nachbars Garten grundsätzlich süßer sind. Ob die römische Herrschaft wirklich angenehmer zu ertragen gewesen wäre? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall lag Rom deutlich weiter weg und das mag verlockend genug gewesen sein.

 

In den Jahren 65 und 64 v. Chr. gab es einige Versuche des parthischen Königs Phraates III., sein Herrschaftsgebiet zu Lasten Armeniens zu erweitern. Dies gelang ihm jedoch nicht, allerdings schaffte auch Armenien es trotz römischer Unterstützung nicht, Phraates ein für alle Mal in seine Schranken zu verweisen. Pompeius erreichte schließlich eine Regelung zur Neuordnung der gesamten Region. Bithynien und der westliche Teil des Reiches von Mithridates wurden zur römischen Provinz Bithynia et Pontus. Kilikien wurde nach Osten um die Teile erweitert, die Tigranes hier verloren hatte, und ebenfalls eine eigenständige Provinz. Auch Syrien wurde Provinz, die Ansprüche des letzten Herrschers der Seleukiden, Antiochos XIII. (reg. 69 bis 64 v. Chr.), konnte dieser nicht durchsetzen. Pompeius musste 63 v. Chr. bis nach Jerusalem marschieren, um Thronstreitigkeiten innerhalb Judäas und zwischen Judäa und dem arabischen Königreich Nabatäa – die Felsenstadt Petra ist Dir sicherlich ein Begriff – zu schlichten. Danach waren die Städte Gaza, Jaffa und das nördliche Judäa Teil der römischen Provinz Syria. Es ist schon beeindruckend, mit welcher Machtfülle Pompeius hier – durch den Senat gedeckt – agieren konnte. Dabei sind seine Entscheidungen eher situativ zu sehen und nicht als Teil eines umfassenden Plans. Gleichwohl prägten sie Roms Rolle im Osten für die Zukunft. Durch die Parther blieb die Ostgrenze immer ein Unruheherd.

 

Bevor wir uns das nächste Mal in einem kleinen Exkurs uns das Partherreich anschauen wollen, müssen wir noch sehen, was aus Mithridates VI. geworden ist, der uns – und Rom – ja sehr lange beschäftigt hat. Er hatte sich schließlich in das Bosporanische Reich durchgeschlagen, das am sogenannten Kimmerischen Bosporus, dem Eingang zum Asowschen Meer zwischen der Krim-Halbinsel und dem Festland lag. Seinen Sohn Machares, der hier herrschte, vertrieb er auf die Krim und rüstete sich nun erneut, um gegen Rom zu kämpfen. Ob sein Plan wirklich war, weiter nach Westen zu ziehen dann über die Donau und die Alpen Italien von Norden anzugreifen, wissen wir nicht. Es kam nicht so weit, da er mittlerweile siebzigjährig einer Intrige an seinem eigenen Hof zum Opfer fiel. Seine Höflinge waren von seinen Plänen wohl nicht so recht überzeugt und rebellierten unter Führung von Mithridates' Sohn Pharnakes II. (etwa 97 bis 47 v. Chr., reg. 63 bis 47 v. Chr.). Ein Leben in einem römischen Vasallenstaat schien angenehmer, als mit dem alten Mann noch einmal in den Krieg zu ziehen. Ob er sich ermorden ließ oder gegen seinen Willen umgebracht wurde, wissen wir nicht.

 

Als Pompeius die Nachricht von seinem Tod erhielt, meldete er nach Rom, der Krieg sei beendet. Im Gegensatz zu Lucullus einige Jahre zuvor hatte er Recht.